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KNOW!S HOW: Satzspiegel und Co.

Stellen wir uns einmal ein Magazin völlig ohne Satzspiegel vor. Wäre das nicht ein Theater ohne Bühne? Die Schauspieler liefen dorthin, wo sie gerade wollten, das Publikum müsste folgen: Ins Foyer, in ein stilles Örtchen, die Garderobe oder vielleicht sogar auf die Straße vor das Schauspielhaus. In einem Magazin wäre es ähnlich, die Wörter durchliefen den Bund oder fallen über die Außenkante ins Nichts. Die Lesbarkeit wäre nicht mehr gegeben und die Zeilen würden sich über die gesamte Breite ziehen. Gut, dass der Satzspiegel erfunden wurde. Aber auch wenn man seiner Publikation einen Rahmen gibt, kann man noch viel richtig und falsch machen.

Jede Publikation bekommt einen eigenen Satzspiegel, auch bei DIN-Formaten

Dies genau beschreibt der Satzspiegel: Er definiert den zu bedruckenden Teil eines Magazins, Zeitung oder Buches. Halten wir zunächst fest: Es gibt keinen einheitlichen idealen Satzspiegel. Jede Publikation muss den Satzspiegel finden, der zu ihr passt. Bei der Gestaltung von Magazinen, insbesondere Publikumstiteln ist darauf zu achten, dass der Satzspiegel die Reklame berücksichtigt. Plant man also einen Relaunch oder Launch eines Magazins ist der erste Schritt in die richtige Richtung die Anzeigenabteilung aufzusuchen und mit diesen abzustimmen, welche Werbeformate gewünscht sind. Mehr noch, auch die Frage nach Beilagen sollte hier gestellt werden, denn Satzspiegel und Format, können auch von bereits vorhandenen Beilagen abhängen.

Ist diese Frage beantwortet sollte ein Konzept mit der Redaktion abgestimmt werden. Welche redaktionellen Formate wünscht die Redaktion? Wie hoch soll der Bildanteil sein und dürfen Bilder in den Beschnitt und lässt das Druckverfahren dies zu? Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist, wie dick die Publikation und wie sie geheftet wird. Denn dadurch hängt der Abstand vom Bund ab und der definiert bei einem gut gewählten Satzspiegel die weiteren Seitenabstände. Ist der Umfang des Magazins hoch und der Rücken mit Klebebindung gefertigt muss der Abstand zum Bund größer gewählt werden, damit die Inhalte, die in der Nähe des Bundes stehen, vom Leser noch problemlos erfasst werden können. Magazine die geheftet sind haben dieses Problem in der Regel nicht, da sie sich besser öffnen lassen.

Spielbein – Standbein: Satzspiegel und Grundschrift

Ist der Abstand zum Bund festgelegt, werden die anderen Abstände zu den Seitenrändern festgelegt. Eine Grundregel ist dass der Abstand zum Seitenrand außen größer sein muss, als der zum Bund. Damit der Text nicht aus dem Heft fällt. Ähnliches gilt für die Festlegung oben und unten. Ist der untere Abstand kleiner als der obere, dann wirkt das Gedruckte als säße es auf einem stillen Örtchen, wie Typografen dies schon einmal scherzhaft nennen. Mit dem Satzspiegel kann man schon in der Rahmenkonstruktion Kopfsteg, Bundsteg, Außensteg und Fußsteg definieren und damit die Größe des Weißraums bestimmen. Wichtig ist bei der Bestimmung des Satzspiegels, diesen nicht im luftleeren Raum zum definieren, sondern auf die gewünschte Spaltigkeit abzustimmen. Denn hiervon hängt die Lesbarkeit eines Textes und vor allem der Grundschrift ab. Soll meine Publikation nur zwei Spalten bekommen, muss ich den Satzspiegel darauf abstimmen und auch die Größe der Grundschrift. Sonst können Leser etwa bei zu langen Zeilen die Zeile nicht halten, das Lesen wird mühsam und ermüdet. Für Magazin-Gestalter gilt die Grundregel eine gute Zeile zählt so um die 38 Buchstaben. Dies sollte man jetzt nicht zu sklavisch sehen, aber als Richtwert ist dies gut geeignet. 38 Buchstaben sind übrigens anderthalb mal das Alphabet.

Wichtig ist, den Satzspiegel mit der Grundschrift zu überprüfen hinsichtlich Zeilenraster, Zeilenabstand, Durchschuss, Satzspalten, Satzbreite, Schriftsatzarten, Spaltenabstand, Headlines und Tabellen, bevor man an die Gestaltung von Seiten geht. Nicht zu vergessen sind dabei die Definition der Pagina, also Seitenzahl und der Rubrikentitel. Etwa ob diese innerhalb des Satzspiegels stehen oder außerhalb. Satzspiegel können natürlich auch nach dem Goldenen Schnitt berechnet werden. Wie man einen Goldenen Schnitt anlegt, lesen Sie am kommenden Mittwoch. Der Satzspiegel ist die Bühne des Magazins, Zeitung oder Buches und mitnichten zu vernachlässigen, denn sie definiert den Raum wo später die Action stattfindet, also der Leser von Texten oder Bildern inspiriert ist.