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Druckraster im Vergleich

Rasterfahndung: 60, 70, 80 oder FM?

Achtung, Achtung hier spricht die Rasterpolizei: Prüfen Sie sofort ihr Druckwerk, ziehen Sie nicht über Los und begeben Sie sich ins Gefängnis. Nein, so schlimm ist es nicht und es gibt auch keinen „War of the Druckraster“ frei nach Orson Welles. Dennoch kann es, je nachdem welchen Anspruch man an ein Druckwerk legt, interessant sein, sich mit der Frage nach dem besten Druckraster zu beschäftigen.

Sprechen wir von Anfang an Klartext: Nicht für jede Print-Produktion bringt ein feiner aufgelöster Druckraster eine Verbesserung. Aber stimmen die Voraussetzungen, wie Vorbereitung der Daten, die Papierqualität und die generelle Motivik, Lebensdauer des Druckwerkes, kann es sich lohnen, eine Rasterfahndung auszulösen und einen Blick auf die gesamte Prozesskette zu richten. Dann gilt es zu überprüfen an welchen Parametern etwas verändert werden kann und muss, um die Qualität des Printproduktes nachhaltig über ein feineres oder anderes Rasterformat zu verbessern. Darin integriert sollte eine Aufwands-, Kosten- und Nutzenbetrachtung sein. Geprüft werden sollte ein solches Vorhaben immer auch unter Einbeziehung aller am Prozess beteiligten externen oder internen Mitarbeiter. Dabei gibt es zwei große Richtungen: Zum einen den autotypischen amplitudenmodulierten Raster und den FM, den frequenzmodulierten Raster.

Die Grundlagen

Wozu benötigt man im Druck überhaupt einen Raster? Die Antwort ist einfach: Um Fotografie und Graustufen darzustellen. Sonst gebe es nur entweder ganz schwarze oder weiße Flächen, Linien und Buchstaben. Ein gutes Beispiel ist dafür der Holz- oder Linolschnitt. Sollen Halbtöne – also Grautöne – dargestellt werden, muss die Fläche zur Hälfte bedruckt und zur anderen Hälfte freigelassen, also gerastert werden. Dies geschieht in beiden Druckverfahren mit der Hilfe von Punkten. Diese Punkte können wiederum entweder Farbe annehmen oder nicht.

Der große Unterschied beim autotypischen Raster: Hier wird die Fläche in eine feste Zahl von Rasterzellen aufgeteilt. Ein 60er Raster liefert 60 mal 60 Zeilen pro Quadratzentimeter. Die einzelnen Punkte werden in einer Struktur angeordnet und die Hellig- oder Dunkelheit regelt sich über die Größe der Punkte. Der FM-Raster dagegen verzichtet auf die fixe Gitterstruktur und jeder Punkt ist immer gleich groß. Die Helligkeit wird über die Anzahl der Punkte gesteuert, die nach dem Zufallsprinzip angeordnet sind.

Für welche Druckwerke ist ein FM-Raster sinnvoll?

Martin Sellmann, technischer Leiter bei Schaffrath, trifft hier klare Aussagen: Ein FM-Raster ist dann sinnvoll, wenn es sich um ein langlebigeres Druckwerk, etwa einen Katalog handelt. Rezipienten nehmen es häufiger in die Hand um darin zu blättern und Produkte zu finden. Oder wenn es darum geht, feinste und kleinste Details und perfekte Verläufe darzustellen. In Marketingaktionen von Automobilherstellern, Uhrenfabrikanten, technischen Katalogen für Schrauben und Gewinde, aber auch touristischen Angeboten oder Architekturmagazinen findet der FM-Raster Anklang. Sehr gut geeignet ist der FM-Raster auch für Modekataloge, da hier ungewünschte Moiré-Effekte durch Strukturen in den Modeabbildungen vermieden werden können. Der FM-Raster kennt keine Moiré-Effekte. Also immer dann, wenn es um eine möglichst fotorealistische Darstellung und feine Auflösung geht und diese gewünscht ist.

Wann bringt ein FM- oder höherer AM-Raster bessere Druckergebnisse?

Die Papierqualität muss stimmen. Also mindestens ein LWC- oder MFC-Papier sollten verdruckt werden. Die verwendeten Bilder müssen mindestens eine Auflösung von 450 dpi bei 100 Prozent Größe aufweisen, damit später eine entsprechend feine Struktur erzeugt werden kann. Dies bedeutet im Umkehrschluss, dass, soll ein FM-Raster eingesetzt werden, im Vorfeld die Fotoproduktion und die Datenaufbereitung entsprechend hochwertig angelegt wird. Auch Repro- und Lithografie sollten auf den FM-Raster abgestimmt werden und erstklassig sein. Denn durch die feine Punkte Struktur hat der Drucker später weniger Möglichkeiten Korrekturen an der Maschine durchzuführen, da die winzigen Punkte des FM-Rasters nicht so gut auf Farbaussteuerungen reagieren, wie die vergleichsweise dickeren Punkte des autotypischen Rasters.

Beratung und Abstimmung der Workflows auf einen FM-Raster

Bevor eine Print-Produktion auf FM-Raster umgestellt wird, sollte eine eingehende Beratung und kompetente Prüfung der Workflows an erster Stelle stehen. Auch ob ein FM-Raster oder nicht doch vielleicht ein feiner 70er oder sogar 80er Raster die bessere Wahl ist, weil dieser besser in die gesamte Prozesskette passt. Der AM-Raster liefert, was die Tiefen im Druckbild betrifft auch sehr gute Ergebnisse. Er ist aber vor allem in der Vorproduktion und beim Reprodienstleister wesentlich einfacher zu handeln.
Trifft man die Entscheidung für einen höherwertigen Raster, müssen aber auch die inhaltlichen Produktionswege eingebunden werden: Fotografie und Illustration müssen höhere Auflösungen liefern, das Reprounternehmen muss eine exzellente Lithografie gewährleisten können, damit später etwa im Plattenbelichter bei Schaffrath auch feine Rasterpunkte von 30 Mikrometern erzeugt werden können.

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Martin Sellmann
02831.396-216
martin.sellmann@schaffrath.de