Druck
3 min

Graspapier - die nachhaltige Alternative für Druck und Verpackung?

Wer häufig frisches Obst und Gemüse kauft, ist mit Verpackungen aus Graspapier vielleicht schon einmal in Berührung gekommen. Hierbei handelt es sich um eine noch junge Innovation der Papierbranche, welche als besonders umweltfreundlich gilt. Dies trifft bei vielen Unternehmen einen Nerv, da immer mehr Kunden Wert auf plastikfreie und nachhaltige Verpackungen legen. Doch wie nachhaltig ist Graspapier wirklich? Und ist es eine ernsthafte Alternative für die Druck- und Verpackungsindustrie? 

Graspapier ist oft regional

Graspapier ist seit 2015 auf dem Markt erhältlich und bezeichnet Papierprodukte mit einem Grasanteil von bis zu 40 Prozent. Bei der Produktion werden Grasfasern zu Heu getrocknet, gemahlen und schließlich mechanisch aufbereitet. Die Gräser werden üblicherweise regional von sogenannten Überschussflächen bezogen. Hierbei handelt es sich um Grünflächen und Felder, welche zur Sicherung der lokalen Biodiversität beitragen sollen, indem diese bewusst nicht für landwirtschaftliche Zwecke genutzt werden. Das dort vorhandene Gras kann anschließend genutzt werden, ohne dass hierdurch für den Mensch oder die Natur Verluste entstehen.

Graspapier bietet echte Vorteil

Hieran lässt sich bereits ein erster Vorteil des Graspapiers erkennen: Im Vergleich zu Papier aus Holzzellstoff kann es einfacher hergestellt werden. Die benötigten Grasfasern werden regional bezogen, wachsen innerhalb kurzer Zeit nach und können ohne großen Aufwand verarbeitet werden. Dies sieht bei der Produktion von konventionellem Papier anders aus.Die hierfür benötigten Bäume müssen im Schnitt zwischen 10 und 15 Jahren wachsen, bevor sie gefällt, zerkleinert, transportiert und verarbeitet werden. Da ein Großteil des Holzes aus Ländern wie Brasilien oder Indonesien importiert wird, legt das Holz oft tausende Kilometer zurück, bevor es bei bei den Konsumenten landet. Dass hierdurch der CO2-Fußabdruck stark zunimmt, ist naheliegend. Hinzu kommt, dass bei der konventionellen Herstellung von Papier der im Holz enthaltene Klebstoff Lignin entfernt werden muss. Die Entfernung von Lignin ist jedoch alles andere als ressourcenschonend, da sie viel Wasser, Energie und Chemikalien benötigt. Betrachtet man also die Herstellung, Produktion und Verarbeitung von traditionellem Papier wird deutlich, weshalb Graspapier für viele Verbraucher eine nachhaltigere Alternative darstellt. Dieses benötigt in seiner Herstellung rund 75 Prozent weniger CO2-Emissionen als konventionelle Papierprodukte. Auch in der Anwendung kann Graspapier einige Vorteile bieten. Da die Grasfasern von ökologischen und ungedüngten Feldern bezogen werden, sind sie nicht nur kompostierbar, sondern auch dermatologisch sehr gut verträglich. Dies ist nicht nur für Allergiker relevant, sondern besonders im Kontext von Lebensmittelverpackungen ein klarer Pluspunkt. Zudem kann die besondere Optik des Graspapiers als Blickfang für besondere Anlässe in der Unternehmenskommunikation dienen. Graspapier riecht angenehm natürlich und ist anders als vielleicht erwartet nicht leuchtend grün, sondern beigefarben.

Herausforderungen bei der Anwendung

Für Unternehmen können durch Graspapier aber auch Herausforderungen entstehen. So ist das Naturprodukt nicht für alle Anwendungskontexte gleichermaßen nutzbar. Dies liegt darin begründet, dass Grasfasern weitaus weniger stabil sind als Holzfasern. Die Grasfasern müssen daher mit anderen Zellstoffen gemischt werden, damit ein stabiles Endprodukt entsteht. Dies erklärt, weshalb Graspapier aktuell noch mindestens zu 60 Prozent aus Zellstoff besteht. Auch bei der Bedruckung von Graspapier ergeben sich im Vergleich zu traditionellem Papier Nachteile. Um hochwertige Ergebnisse zu erreichen, muss Graspapier aufwendig mit speziellen Beschichtungen bestrichen werden. Letztlich ist auch die Wiederaufbereitung von Graspapier herausfordernd. Da sich die Fasern in ihrer Größe stark von denen aus Zellstoff unterscheiden, können sie maschinell noch nicht aussortiert werden.

Ein Fazit

Die Entwicklung und der Einsatz von Graspapier befindet sich aktuell noch in seinen Anfängen. Dies äußert sich nicht nur darin, dass Graspapier bisher noch abhängig von weniger nachhaltigen Zellstoffen ist, sondern auch in Herausforderungen in der (Wieder-) Aufbereitung. Für die Druck- und Verpackungsbranche kann dies mit mehr Aufwand und höheren Kosten einhergehen. Wem jedoch Nachhaltigkeit am Herzen liegt, findet in Graspapier eine sinnvolle Alternative. Das Naturprodukt basiert auf einem schnell nachwachsenden Rohstoff, ist in seiner Herstellung besonders umweltschonend, gut verträglich und vollständig kompostierbar. Ob diese Argumente letztlich für Unternehmen ausreichen Graspapier konsequent anzuwenden oder ob es sich hierbei nur um einen weiteren kurzweiligen Nachhaltigkeitstrend handelt, wird die Zukunft zeigen.