Eine Frage der Ausdauer – Für mich gibt es keinen Misserfolg.
Gibt es Misserfolg, wenn man weiß, was man erreichen will? Wir sprachen mit Professorin Karin-Simone Fuhs, Gründerin der Ecosign, einer Akademie für Gestaltung in Köln, die Design und Nachhaltigkeit verbindet, über die Definition, Kosten und Schlüsselmomente, die das Erleben von Erfolg prägen.
Wann fühlen Sie sich erfolgreich?
Dann, wenn ich weiß, dass ich etwas Positives für ein Lebewesen oder die Gesellschaft getan habe. Das heißt nicht unbedingt, dass es dem nachgehen muss, was mir entspricht. Ganz simpel ausgedrückt: Ich finde es schön, wenn andere glücklich sind.
Sie definieren Erfolg also dadurch, dass Sie bei anderen Positives bewirken? Man könnte ja davon ausgehen, dass Erfolg etwas mit einem selbst zu tun hat.
Ja, in dem Moment hat es etwas mit mir zu tun, da es mir ein Glücksgefühl gibt, wenn andere Menschen oder Lebewesen durch mein Handeln glücklicher sind. Es gibt nichts in meinem Leben, was vergleichbar ist mit diesem Gefühl. Das gibt mir meine Energie und Motivation.
Woher kommt dieser großzügige Antrieb?
Das ist vor allem in meiner Kindheit begründet. Ich habe Dinge erlebt, die ein »normaler Europäer« so nicht unbedingt erlebt. Ich bin zwölf Jahre in Kairo groß geworden und habe verschiedene persönliche Schlüsselmomente erlebt, ohne die Distanz, durch die man das große Leid heute durch die Medien erzählt bekommt. Ich erinnere mich an viele emotionale Momente, wie Armut, mit offenen Händen arbeitende Kinder auf Baumwollfeldern, Tierleid, Zwangsheirat u. v. m., die mir die ungerechte Welt nahegebracht haben. Das hat alles Gründe und ich habe gesehen, wer keine Bildung oder keinen Zugang zu Bildung hat, kann kein selbstbestimmtes Leben führen. Das heißt, man kann die Welt nicht schöner machen und sein eigenes Leben nicht selbst bestimmen. Deswegen habe ich die ecosign gegründet.
Eine Freude zu machen, egal wie klein oder groß sie ist, bedeutet deswegen Erfolg. So lebe ich auch meine Beziehung und bin seit 23 Jahren erfolgreich in einer Beziehung.
Wow, das klingt beeindruckend. Ist Erfolg dann etwas Zwischenmenschliches für Sie?
Ja, Erfolg ist auch, wenn ich mich immer wieder neu entdecke. Und auch unangenehme Themen bei mir beleuchte und dadurchwachse. Erfolg ist es dann, wenn ich mit mir selbst und im direkten Umfeld Frieden schaffe. Es ist eigentlich Friedensarbeit. Wenn jeder das versuchen würde, dann würde Frieden einkehren in der Welt.
Sie haben schlimme Dinge in der Kindheit erlebt, versuchen daraus etwas zu ändern und erhalten so die Erfolgsmomente. Wie gehen Sie damit um, wenn man Sie als erfolgreiche Person bezeichnet? Beschreibt es das?
Das Schlimmste ist, wenn ich mal runterkomme und das Gefühl habe, ich konnte nicht genug bewegen. Da lachen viele, bei dem was ich bewegt habe. Und ich bin auch sehr stolz, was ich bewegen konnte – nicht ohne auch stellenweise an meine Grenzen gestoßen zu sein. Aber es ist mir eigentlich nicht genug.
Kostet Erfolg?
Klar, es ist Energie – ich gebe Energie und Ressourcen rein. Die müssen irgendwo herkommen.
Woher bekommen Sie dann wieder neue Energie? Wie schafft man es, sich wieder aufzufüllen und zu regenerieren?
Das Gefühl, wenn ich was sehe, was ich verändern will, gibt mir Energie. Natürlich versuche ich mit Yoga, Meditation und anderen Tools meine innere Kraft aufzufüllen. Ich habe meine Ernährung und meinen Lebensstil umgestellt. Ich habe kein Problem damit, stundenlang im Garten zu sitzen und mir Blumen anzuschauen. Das ist das Schönste. Ich brauche regelmäßig Freiraum, um mir meine Innenwelt anzuschauen.
Da sind Sie schon erfolgreich mit sich selbst?
Ja :-)
Erfolg ist es dann, wenn ich mit mir selbst und im direkten Umfeld Frieden schaffe.
Was würden Sie jungen Menschen raten?
Den Studierenden rate ich immer: Hör auf das innere Gefühl, das Bauchgefühl.