Papier
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Die Papierkrise in Zahlen – Schaffrath blickt auf die Ursachen.

Wassermangel, Durst und Dürre – so in etwa lebt es sich seit Monaten in der Branche in einem noch nie dagewesenen Ausmaß. Allzu oft wurden wir uns unsere Kunden in den vergangenen Monaten vor das Problem gestellt, dass das Material unserer Arbeitsgrundlage – Papier – nicht zu bekommen ist. Statt an der Krise zu verzweifeln, zeigen wir Ihnen kluge Lösungen.

Deutschland geht das Papier aus

Deutschland ist Spitzenreiter im Papierrecycling weltweit – Deutschland ist die Papierfabrik Europas. Titel, die im Angesicht der derzeitigen Krise erblassen. Schwierigkeiten in der Produktion neuer Schulbücher, Zeitschriften oder Etiketten für Medikamente schienen lange unvorstellbar – dass das trotz 152 Fabriken für Papier, Zellstoff und Pappe vielleicht bald Realität ist, liegt an einem reichen Vorbau an Problematiken.

Schon mehr als 6 Monate kämpfen Papierhersteller, Druckereien und Verlage um jede Seite Papier. Ihre Probleme der Materialknappheit sind groß.

Anfang März berichtete der Bundesverband Druck und Medien (BVDM), dass 72 % der Druckereien und Medienfirmen auch im Jahr 2022 Aufträge ablehnen mussten oder verloren haben. Mittlerweile sei die Existenz von 21 % der Unternehmen bedroht. Angesichts des Krieges zwischen den beiden Rohstofflieferanten Ukraine und Russland könnten das noch mehr werden. Hinzu kamen Streiks in finnischen Papier- und Zellstofffabriken, durch die sich die Problematik weiter zuspitzte.

Rohstoffe fehlen vorne und hinten, besonders Altpapier

Vor allem grafische Papiere können nicht geliefert werden. Sie machen mit ca. 5,8 Mio. Tonnen mehr als ein Viertel des Verbrauchs in Deutschland aus.

Dazu gehören z. B. Zeitungspapiere, Druckpapier fürs Büro oder Papier für den Buchdruck. Von 2016 bis 2021 wurden europaweit 25,8 % der Produktionen von grafischem Papier stillgelegt, da der Bedarf seit Jahren sinkt. Anders sieht es bei Verpackungen für den boomenden Onlinehandel aus, deren Bedarf unablässig steigt. Also rüsteten Fabriken um und fokussieren ihre Ressourcen mehr in Verpackungen als in grafisches Papier. 

Grafisches Papier wird aus 80 % Altpapier und 20 % frischem Zellstoff hergestellt. Letzterer muss zum Großteil importiert werden, ist aber auf dem Weltmarkt derzeit schwer zu bekommen. Auch deshalb fehlt es an Altpapier. 

Pandemie und Lockdown kurbelten die Entwicklung weiter an, sodass mehr online von zu Hause bestellt und weniger im Büro oder von Werbetreibenden gedruckt wurde. Das wiederum bedeutet mehr Karton und weniger passendes Altpapier für die Herstellung grafischer Papiere. Gleichzeitig exportierte Europa allein letztes Jahr 24,5 % mehr holzfreie gestrichene Papiere ins Ausland, sodass von diesen jetzt 850.000 Tonnen in unserem Recycling- und Produktionsumlauf fehlen. Als Werbetreibende dann letztes Jahr versuchten, die Einbußen der Lockdowns durch Werbemaßnahmen wie Briefwurfsendungen wettzumachen, konnte die rasant gestiegene Nachfrage nach grafischem Papier nicht aufgefangen werden. Im Grunde besteht die Krise, weil auf mehreren Wegen große Anteile Papier, Altpapier und Zellstoff aus dem Markt genommen wurden. Stand Oktober 2021 sind 30 % zu wenig Altpapier im europäischen Umlauf – und Papier wird hauptsächlich aus Altpapier produziert.

Maschinen auf los und mehr Einkaufen geht nicht

Denn Erstens: Stillgelegte Papierfabriken kann man nicht wieder »anschalten«. Die sensiblen Maschinen sind kaum wieder auf Niveau zu bringen. Und Zweitens: Der globale Markt ist abgeschöpft – Asien kauft Altpapier, China insbesondere Zellstoff auf.

Ergebnis eine Preisexplosion

Das Angebot ist geschrumpft, die Material- kette aus dem Gleichgewicht geraten und die Konkurrenz groß. Teils aufs Vierfache verteuerte Frachtpreise aus Übersee, pandemiebedingte Personalausfälle, ein Mangel an Lkws und Fahrern und insbesondere stark gestiegene Sprit- und Stromkosten befeuern den Konflikt. Aber es gibt Dinge, die wir tun können.

Mit klugen Lösungen durch die Krise

Generell hilft es in jeder Krise, den Kopf nicht direkt in den Sand zu stecken, sondern gemeinsam mit dem Partner nach Impulsen zu suchen und Lösungsansätze zu erarbeiten. Auch wenn nicht jede Idee zur Kostenreduzierung im Sinne des Lieferanten ist, ist es wichtig, ehrlich und auf Augenhöhe über Optionen zu sprechen. Es gibt einige Ansätze, die das Werbebudget entlasten können:

  • Formatoptimierung: Je nach Maschinenpark der Druckerei kann es möglich sein, das Format des Magazins zu reduzieren, ohne dass Werbefl ä- che verloren geht.
  • Eine Veränderung in der Seitenanzahl kann ggf. für beide Parteien sinnvoll sein und Kosten senken, da nicht jede Seitenkonstellation betriebswirtschaftlich sinnvoll zu produzieren ist.
  • Ad Specials statt Standardumfang: Reduziert man den Standard-Seitenumfang und ergänzt das Produkt mit einem besonderen Beileger, kann dieser evtl. mit einem günstigeren/leichteren Papier produziert werden.
  • Einsparpotenziale in der Verteilung durch Versandoptimierung: Je leichter das Produkt und je flexibler der Erscheinungstermin, desto günstiger wird es für den Kunden. Hier ist es sinnvoll, sich gut beraten zu lassen, welche Optionen zu Einsparungen führen können.
  • Findet man die optimale Ergänzung von gedruckten und digitalen Medien, führt dies gegebenenfalls zu einem besseren Output.

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