Auf die Röhre geguckt
Städte ohne Litfaßsäulen? Ohne Film- und Konzertplakate? Was seit mehr als 150 Jahren ein fester Bestandteil urbanen Lebens war, könnte bald der Vergangenheit angehören. Die 1855 als „Annoncier-Säulen“ erstmals aufgestellten Kleberöhren haben in Zeiten hinterleuchteter Rundsäulen und LED ihr Monopol als runde Außenwerbung-Hingucker längst eingebüßt. „Bis zu 1000 Litfaßsäulen könnten dieses Jahr allein in der Bundeshauptstadt verschwinden“, berichtet die Horizont und erklärt die Hintergründe: So können viele der kurz nach dem Zweiten Weltkrieg aufgestellten Eternit- und Betonsäulen Asbest enthalten und müssen deshalb entsorgt werden. Auch in Hamburg sind schon 200 Litfaßsäulen verschwunden. Die „dicke Tante Litfaß“, wie sie in Reinhard Lakomys bekanntem DDR-Hörspiel „Mimmelitt, das Stadtkaninchen“ genannt wurde, verabschiedet sich langsam.
Lithografie (Ausschnitt): F. G. Nordmann